Menschen prägen nicht nur Kultur, Kultur prägt auch Menschen. Bei der Internetkultur ist das nicht anders, schließlich ist die Fülle an Möglichkeiten zur Vernetzung, Information und Unterhaltung im World Wide Web riesig. Doch was genau macht die Internetkultur eigentlich so besonders und wie beeinflusst sie unser Denken und Handeln?

Internetkultur: Die Kraft des Kollektivs

Internetkultur, oder auch Netzkultur, fasst die vielen Verhaltensweisen, Traditionen und Kommunikationsformen zusammen, die sich im Internet entwickelt haben. Sie schließt alle Aspekte der digitalen Kommunikation und Interaktion ein – von sozialen Medien über Online-Spiele bis hin zu Foren und Blogs. Die Internetkultur ist ein wichtiger Teil der heutigen Gesellschaft und beeinflusst, wie Menschen weltweit kommunizieren und sich informieren.

Diese Trends und Entwicklungen sind aus der Internetkultur hervorgegangen

Die Entwicklung der Internetkultur hat weitreichende Auswirkungen auf unser tägliches Leben außerhalb der digitalen Welt und die Gesellschaft insgesamt. Sie hat im Laufe der Jahre zahlreiche Trends und Gemeinschaften hervorgebracht und so die Art und Weise, wie wir kommunizieren und uns vernetzen, grundlegend verändert:

  • Influencer-Kultur ist durch soziale Medien wie Instagram, YouTube und TikTok entstanden. Influencer:innen sind Online-Persönlichkeiten, die viele Menschen erreichen und beeinflussen. Um sie herum bilden sich entsprechend Fan-Gemeinschaften.
  • Memes – humorvolle Bilder, Videos oder Texte, die sich schnell im Internet verbreiten – sind ein fester Bestandteil der Internetkultur. Sie spiegeln oft aktuelle Ereignisse, kulturelle Phänomene oder Insider-Witze wider. Auf Plattformen wie Reddit, 9GAG oder Instagram erstellen, teilen und kommentieren Menschen Memes.
  • Online-Gaming ist zu einem riesigen Markt geworden und hat es in Form von E-Sport sogar zum professionell anerkannten Wettbewerb geschafft. Gamer:innen und E-Sport-Teams können über Plattformen wie Twitch ihre Spiele live übertragen und mit der Netzgemeinde interagieren.
  • Diskussionen zu unterschiedlichsten Themen, Subkulturen und Nischeninteressen ist ein zentraler Aspekt der Netzkultur. Dies geschieht zum Beispiel über Online-Foren, soziale Netzwerke oder Plattformen wie Reddit und 4chan.

Die Kraft des Kollektivs als besondere Macht der Internetkultur

Was alle diese Entwicklungen der Internetkultur angeht, haben sie eins gemeinsam: Sie sind durch die Kraft des Kollektivs und oft globale Gemeinschaftsarbeit entstanden. Die Internetkultur ist nämlich eine Partizipationskultur. Bedeutet: Jede:r kann mitmachen und sich einbringen. Das Internet kann Menschen weltweit miteinander vernetzen und ihnen eine Plattform bieten, auf der sie ihre Meinungen, Ideen und kreativen Werke austauschen können. Ein herausragendes Beispiel dafür sind Memes und ähnliche virale Inhalte, die oft humorvoll, aber auch tiefgründige gesellschaftliche Themen kommentieren. Memes können innerhalb kürzester Zeit Millionen von Menschen erreichen und so Diskussionen anstoßen oder das Gemeinschaftsgefühl stärken. Die Netzgemeinde macht dadurch bestimmte Themen und Anliegen sichtbar, die in traditionellen Medien kaum Beachtung finden.

Internetkultur hat Auswirkungen auf die reale Welt

Die Internetkultur kann jedoch auch über den digitalen Raum hinaus Auswirkungen mit sich bringen: Vor allem dank sozialer Medien ist es heutzutage immer leichter, große Gruppen von Menschen zu organisieren und für gemeinsame Ziele zu mobilisieren. So ist nicht zuletzt aus der regen Umweltdiskussion im Internet eine breite Unterstützung globaler Umweltbewegungen wie Fridays for Future hervorgegangen.

Ein anderes sehr prominentes Beispiel für die kollektive Kraft der Internetkultur trug sich Anfang 2021 zu: Eine Gruppe von Nutzer:innen der Online-Community Reddit bemerkte, dass große Hedgefonds massiv gegen die Aktie der Einzelhandelskette “GameStop” wetteten. Durch den gezielten Kauf der Aktie in großen Mengen trieben die Reddit-Nutzer:innen den Kurs in die Höhe und zwangen die Hedgefonds, ihre Positionen mit Verlust zurückzukaufen – was den Kurs weiter ansteigen ließ. Diese kollektive Aktion führte zu erheblichen finanziellen Verlusten für die Hedgefonds, erregte weltweite mediale Aufmerksamkeit und löste regulatorische Diskussionen rund um den Aktienhandel aus.

Wie kleine Meldungen durch das Internet zu großen Ereignissen werden

Das Beispiel der GameStop-Aktie hebt auch hervor, dass der gemeinsame Austausch das Fundament der Internetkultur ist. Informationen verbreiten sich im digitalen Zeitalter ausgesprochen schnell und weitreichend. Dank sozialer Medien und Online-Plattformen wie Twitter, Facebook, Reddit und YouTube können Nachrichten und Inhalte in Sekundenschnelle ein globales Publikum erreichen. Dadurch können heute selbst kleine Meldungen große Wellen schlagen. Jede:r Nutzer:in kann – statt nur zu rezipieren – Inhalte teilen, kommentieren und verbreiten, was zu einem exponentielles Wachstum in Bezug auf die Reichweite führt.

Ein wichtiges Instrument sind dabei die vielen verschiedenen Online-Communitys: Spezifische Interessengruppen, die sich in Online-Foren, sozialen Medien oder speziellen Plattformen zusammenfinden, können Meldungen gezielt verbreiten und verstärken. Diese Gemeinschaften haben oft ein starkes Engagement und eine hohe Interaktionsrate, was dazu beiträgt, dass Informationen schnell große Beachtung finden.

Vorteil des Internets: Sofortige Veröffentlichung

Während traditionelle Medien durch redaktionelle Prozesse und längere Produktionszeiten gekennzeichnet sind, ermöglichen digitale Plattformen eine sofortige Veröffentlichung und Verbreitung. Dies führt dazu, dass auch spontane und ungeplante Ereignisse oder Meldungen in kürzester Zeit eine große Reichweite erzielen können. Gleichzeitig fördern gerade die Algorithmen sozialer Medien Inhalte, die eine hohe Interaktionsraten aufweisen. Sie verstärken damit die Sichtbarkeit von Meldungen, die viele Likes, Shares oder Kommentare erhalten. Gewinnen kleine Meldungen erst einmal an Fahrt, können sie schnell eine große Resonanz finden.

Netzkritik: über die negativen Seiten der Internetkultur

Natürlich hat diese Entwicklung aber auch Nachteile oder zumindest diskussionswürdige Aspekte. Nicht umsonst steht die Internetkultur oft aus verschiedenen Gründen in der Kritik. Dabei geht es zum Beispiel um:

Desinformation

Durch soziale Medien und andere Online-Plattformen verbreiten sich Fake News (falsche oder irreführende Informationen) rasend schnell. Das kann zu Verwirrung und Misstrauen führen.

Urheberrecht

Inhalte wie Musik, Filme oder Texte werden häufig ohne Erlaubnis geteilt und vervielfältigt. Das schadet den Urheber:innen, insbesondere in finanzieller Hinsicht.

Kommunikationsdefizite

Kritiker:innen bemängeln, dass die zunehmende Digitalisierung zu oberflächlicherer Kommunikation und einer Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne führt. Viele Menschen klagen über den Verlust von tiefen und bedeutungsvollen zwischenmenschlichen Interaktionen. Mit dem Plaudernetz versuchen wir bei Magenta dieser Problematik entgegenzuwirken.

Generationenunterschiede

Digital Natives, also junge Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, sind oft technikaffiner und nutzen das Internet intensiv. Im Gegensatz dazu haben ältere Menschen (Digital Immigrants) – in der Internetkultur auch gerne scherzhaft als „Boomer“ betitelt – häufig weniger Medienkompetenzen und damit einhergehend Schwierigkeiten, mit der schnellen digitalen Entwicklung Schritt zu halten.

Toxizität

Die Anonymität im Internet kann zu problematischem Verhalten führen. Menschen verhalten sich online oft anders als im realen Leben. Toxische Kommentare, Cybermobbing und Hassrede sind weit verbreitet. Diese negativen Verhaltensweisen können das Online-Erlebnis für viele Menschen beeinträchtigen und psychischen Schaden verursachen.

Wir als Netzbetreiber sind uns der Verantwortung eines offenen Internets bewusst und sind aus diesem Grund darum bemüht, einen digitalen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen auf Augenhöhe begegnen. Das zeigen wir auch mit unserer Kampagne gegen Hass im Netz.