Ständig online und immer erreichbar: Ein Leben ohne Internet ist kaum noch vorstellbar. Aber hast du dich schon einmal gefragt, wie das Internet überhaupt erfunden wurde? Magenta ist der Geschichte des Internets für dich auf die Spur gegangen und erklärt dir hier, warum wir heute jederzeit surfen können.
1957: Die Anfänge des Internets
Thomas Edison gilt als Erfinder der Glühbirne, Alexander Graham Bell als Erfinder des Telefons. Doch anders als bei diesen Erfindungen, die noch heute unser Leben prägen, gibt es beim Internet keine:n einzelne:n Erfinder:in. Stattdessen hat es sich unter Mitwirkung zahlreicher Personen und Institutionen über viele Jahre hinweg immer weiterentwickelt.
Die Geschichte des Internets reicht zurück bis weit ins 20. Jahrhundert. Angefangen hat alles in den 1950er Jahren, als die Vereinigten Staaten von Amerika den Vorläufer des Internets als Regierungswaffe im Kalten Krieg einsetzten. Später nutzten es vor allem Wissenschaftler:innen und Forscher:innen, um miteinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Um zu verstehen, wie es dazu kam, dass heute Millionen von Datenpakete Tag für Tag in einem weltweiten Netzwerk ausgetauscht werden, müssen wir ins Jahr 1957 zurückschauen. Das war jenes Jahr, in dem der Grundstein für das Internet gelegt wurde.
Die Erfindung des Internets im Kalten Krieg
In den USA war der Schreck groß, als die Sowjetunion am 4. Oktober 1957 mit Sputnik den ersten von Menschenhand gebauten Satelliten in die Umlaufbahn brachte. Tatsächlich war der Satellit technisch noch alles andere als ausgereift, denn er konnte lediglich ein paar Signale zurück an die Erde senden. Dennoch sorgte die Nachricht unter den Amerikaner:innen für Unruhe. Sie wurde als Zeichen dafür gewertet, dass die Wissenschaftler:innen der Sowjetunion an etwas arbeiteten, was das Nachrichtensystem der USA zerstören und somit den Kalten Krieg gewinnen könnte.
Damit man einem Angriff nicht hilflos ausgeliefert wäre, musste eine Lösung her. Mit dieser mussten die USA ihre Netzwerke in Zukunft auch dezentral steuern können, um selbst bei einem Ausfall eines Netzstandorts weiterarbeiten zu können. In dieser Phase der Internetgeschichte investierte die USA massiv in Bildung, Wissenschaft und Forschung. Und schließlich gründete das amerikanische Verteidigungsministerium 1958 die die National Aeronautics and Space Administration (NASA) und die Advanced Research Projects Agency (ARPA), um weltraumtaugliche Technologien wie Raketen, Waffen und Computer zu entwickeln. Besonders an der ARPA forschte man an militärischer Nachrichtenübermittlung und entwickelte in den 1960er Jahren mit dem ARPAnet den Vorläufer des Internets.
Vom Packet Switching zum ARPAnet: Die Entwicklung der Netzwerktechnologie
Die größte Sorge der Wissenschaftler:innen und Militärexpert:innen der ARPA war, dass im Fall eines feindlichen Angriffs auf das nationale Telefonsystem eine effiziente Kommunikation unmöglich wäre. Als Lösung für diese Bedrohung schlug J.C.R. Licklider, Wissenschaftler am M.I.T und bei der ARPA, 1962 ein gigantisches Computernetzwerk vor, in dem die Rechner stetig miteinander kommunizieren konnten. Mit so einem Netzwerk würden Regierungsvertreter:innen auch dann noch Nachrichten austauschen können, wenn das Telefonsystem zerstört wäre.
Es sollte allerdings noch drei Jahre dauern, bis 1965 mit dem so genannten Packet Switching schließlich eine Methode entwickelt wurde, um Informationen von einem Computer zu einem anderen zu übertragen. Der Clou des Packet Switchings war, dass die Daten der Nachrichten in mehrere Pakete aufgeteilt wurden. So konnte jedes Paket einen eigenen Weg von Ort zu Ort nehmen. Dies machte das neue Computernetzwerk, das später als ARPAnet in die Geschichte einging, insgesamt weniger angreifbar.
Der wohl größte Erfolg in der Geschichte des Internets konnte im Oktober 1969 gefeiert werden. Wissenschaftler:innen konnten im ARPA die erste Nachricht von einem Computer zu einem anderen übermitteln. Diese Computer waren damals noch so groß, dass sie ein ganzes Gebäude füllten. Ein Exemplar stand in einem Forschungslabor an der Universität von Kalifornien, Los Angeles (UCLA), das zweite in Stanford. Auch wenn die Nachricht (LOGIN) kurz und einfach war, brachte sie das neue ARPAnet noch zum Absturz: Der Empfängercomputer in Stanford erhielt lediglich die ersten beiden Buchstaben der Nachricht.
Internetprotokolle: Ein globales Netzwerk entsteht
Doch die Forscher:innen gaben nicht auf und nach und nach wuchs das Netz in den 1970er Jahren. Auch andere Institute aus der ganzen Welt schlossen sich dem ARPAnet an. Allerdings wurde es mit jedem neu hinzugefügten paketvermittelnden Computernetz schwieriger, es in ein einziges weltweites Netz zu integrieren.
Um dieses Problem zu lösen, entwickelte der Informatiker Vinton Cerf Ende der 1970er Jahre eine Methode, mit der alle Endgeräte in allen vorhandenen Netzwerken der Welt miteinander kommunizieren konnten. Seine Erfindung nannte er Transmission Control Protocol (TCP). Sie machte es möglich, Daten in noch kleineren Paketen zu übermitteln. Cerf war auch der erste der den Begriff Internet (Interconnected Networks) verwendete. Im Verlauf seiner Forschung fügte er mit dem Internet Protocol (IP) noch ein weiteres Protokoll hinzu. Diese beiden Protokolle, die wir noch heute als TCP/IP kennen, bilden die Grundlage des Internets. Sie dienen dazu, entfernte und unterschiedliche Computer im virtuellen Raum miteinander zu vernetzen.
Von den ersten Webbrowsern bis zur Kommerzialisierung des Internets
Mit den neuen Internetprotokollen entstand ein globales Netzwerk. Dieses wurde in den 1980er Jahren vorwiegend von Forscher:innen und Wissenschaftler:innen genutzt, um Daten und Dateien von einem Computer zum anderen zu senden. Im Jahr 1983 waren bereits 4.000 Computer an das noch junge Internet angeschlossen.
Um die Kommunikation untereinander zu vereinfachen, wurde 1984 das Domain Name System entwickelt. Mit diesem konnten Rechner auf der ganzen Welt über einfach zu merkende Namen statt komplizierte IP-Adressen angesprochen werden. Diese vereinfachte Schreibweise ist auch heute noch die Grundlage für jede Website. In dieser Phase der Geschichte des Internets wurde also das Fundament für den weiteren Fortschritt gelegt.
Das World Wide Web wird vorgestellt
Die nächste Entwicklungsstufe erreichte das Internet in den frühen 1990er Jahren, als der Schweizer Tim Berners-Lee das Konzept des World Wide Webs vorstellte. Seine Idee war es, das Internet nicht nur dazu zu nutzen, um Dateien von einem Ort des anderen zu schicken. Stattdessen betrachtete er es als Netz von Informationen, die jede:r jederzeit von überall abrufen kann. Berners-Lee legte auch erste Entwürfe für die Hypertext Markup Language (HTML) vor und erfand URLS, Browser und Webserver. Damit schuf er das Internet, so, wie wir es heute kennen.
In den 1990er Jahren wurde das ARPAnet endgültig vom World Wide Web (WWW) abgelöst und für die breite Öffentlichkeit geöffnet. Ein weiterer Meilenstein in dieser Hochphase des Internets war die Veröffentlichung des ersten massentauglichen Webbrowser Mosaic, den Forscher:innen und Studentierende an der Universität von Illinois entwickelt hatten. Mosaic bot erstmals eine benutzerfreundliche Möglichkeit, das Internet durch die einfache Eingabe von Wörtern zu durchsuchen. Mit Lycos und Yahoo nahmen 1994 auch die ersten Suchmaschinen ihren Betrieb auf.
Internet für kommerzielle Zwecke
Mitte der 1990er Jahre gab der amerikanische Kongress das Internet schließlich für kommerzielle Zwecke frei. Unternehmen aller Art begannen damit, eigene Websites einzurichten, um Waren direkt an Kund:innen verkaufen zu können. Auch Größen des Online Shoppings, wie Amazon und eBay, erblickten Mitte der 90er-Jahre das Licht der Welt. Schließlich ging 1997 mit Google die bis heute am meisten genutzte Suchmaschine online.
Besonders die Erfindungen der 1990er Jahre sorgten dafür, dass ein Leben ohne Internet heute nur mehr äußerst schwer vorstellbar ist. Doch die Entwicklung des Internets ist noch lange nicht abgeschlossen. Der nächste große Schritt erfolgte 2007 mit der Präsentation des ersten iPhones als Smartphone, das die Entwicklung des mobilen Internets und der sozialen Medien in Gang setzte.
Aktuell wird immer mehr im Bereich der Künstlichen Intelligenz geforscht. Auch sie hat das Potenzial, den Umgang der Nutzer:innen mit dem Internet noch einmal maßgeblich zu verändern. Doch auch hier gibt es viele Aspekte, die bedacht werden müssen:
- Wie steht es um die Sicherheit der KI?
- Wie kann KI zu mehr Produktivität beitragen?
- Wie wird KI im Handy integriert und verbessert dort das Netzerlebnis?
Es bleibt also spannend, wie sich der Einfluss des Internets auf unser Leben in Zukunft noch ausweiten wird. Die Geschichte des Internets reicht also zurück bis in die 1950er Jahre und hat, genau genommen, bis heute kein Ende gefunden.