Elvis lives – wahrscheinlich einer der kürzesten, auf jeden Fall aber einer der treffendsten Schüttelreime. Denn das kulturelle Vermächtnis des vor 45 Jahren viel zu jung verstorbenen Musikers und Schauspielers ist in Worten kaum aufzuwiegen. Aber in Film und Fakten!

Das eben auf Magenta TV erschienene Biopic „ELVIS“ von Kultregisseur Baz Luhrman gilt seit seinem Kinostart als einer der besten Filme des Jahres und heißer Anwärter auf mehrere Oscars. Der Regisseur, der schon mit „Romeo & Julia“, „Moulin Rouge“ oder „The Great Gatsby“ immenses Talent in der opulenten Inszenierung von wirklich großem Stoff bewies, zollt dem King of Rock’n’Roll hier mehr als angemessen Respekt. Vor allem mit dem Casting von Austin Butler in der Titelrolle landete Luhrman einen Volltreffer – absolut überzeugend. Ebenso wie Tom Hanks in der Rolle des äußerst kontroversen und zwielichtigen Managers Colonel Tom Parker. Was der Film aber nebst der authentischen, aber grellen, fast schon barocken Inszenierung außerdem vermittelt, ist das Fazit über die Musik hinaus: Das hat Elvis für immer verändert. Und was von Elvis blieb.

Elvis Presley Magenta TV
Austin Butler mimt den „King“ (Copyright: Warner Bros, 2022)

Rock’n’Roll   

Elvis wurde wie vielen seiner zeitgenössischen weißen Rock’n’Roll-Künstler oft vorgeworfen, den Schwarzen ihre Musik gestohlen zu haben. Es könnte nicht falscher sein. Denn der Film arbeitet gut heraus, dass Elvis in einer vorwiegend armen, schwarzen Community tiefgläubig heranwuchs und schon als Junge von schwarzer Musik, ganz besonders Blues und Gospel geprägt wurde. Seine grundlegende Leistung, die Verschmelzung von weißem Country & Western mit dem schwarzen Blues und Gospel ist also in erster Linie seinem tiefen Respekt vor letzterem geschuldet. Vor allem in den letzten Jahren seiner Karriere widmete er sich dem Genre intensiv. Fun Fact: Elvis konnte zu Lebzeiten nur drei Grammys mit nach Hause nehmen – alle in der Kategorie Gospel.

Inklusion   

Basierend auf seiner Jugend und der Musik gab es für Elvis nie Grenzen basierend auf Hautfarbe. Er setzte sich früh für die Aufhebung der Segregation ein, arbeitete Zeit seines Lebens immer wieder mit schwarzen Künstlern zusammen und interessierte sich in späten Jahren auch sehr für asiatische Kultur, vor allem Kampfkunst. Auch wenn manche Episoden aus Elvis‘ Leben heute etwas komisch anmuten, wie seine Rolle als Halb-Indigener in „Flammender Stern“ (dennoch seine beste Schauspielleistung!) oder sein Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem FBI, war Elvis immer ein Advokat des friedlichen Zusammenlebens aller.

Mode á la Elvis

Elvis war von Haus aus mit außerordentlicher Attraktivität gesegnet. Dies wusste er durch ein aufmerksames Interesse in Mode noch zu verstärken. Seine typische Frisur, früher eigentlich unter Low-Income-Arbeitern üblich, in Kombination mit auffälliger Bühnenkleidung, machte ihn auf und abseits der Bühne zu einer Modeikone. Die späten, extravaganten Kostüme der Las-Vegas-Ära inklusive Cape wirken zwar heute unfreiwillig komisch, waren aber Vorlage für spätere Megastars von Liberace bis Elton John. Und darüber hinaus gibt es wohl kein besseres Package aus Sexyness und Musikpräsenz als Elvis‘ legendäres „68 Comeback Special“, komplett in schwarzem Leder!

Musik weltweit

Obwohl Elvis mit Ausnahme von einer Handvoll Gigs in Kanada nie außerhalb der USA auftrat, machte er seine Musik als erster Solo-Künstler überhaupt der ganzen Welt live zugänglich. Das legendäre „Aloha from Hawaii“ Konzert am 14. Januar 1973 war das erste via Satellit live in über 40 Länder der Erde übertragene Konzert eines Solokünstlers. Mit einer Reichweite von bis zu 1,5 Milliarden Zusehern, mit einer Einschaltquote von bis zu 90 Prozent in manchen Ländern, gilt es heute als wegweisendes Ereignis in der Medienwelt weit über die Musik hinaus.

Elvis Merchandise für alle

Wie schon erwähnt, ist die Rolle des Managers Colonel Tom Parker aus heutiger Sicht mehr als kontrovers. Nicht von der Hand zu weisen ist aber sein Geschick, den Künstler Elvis Presley zu einer sagenhaften Geldmaschine zu machen. Seine Idee, von der Lunchbox über Buttons bis zur Büste alles an den Mann zu bringen, was Geld bringt, war bis dato unbekannt. Spätere Marketing-Spezialisten wie George Lucas oder KISS schulden in dieser Hinsicht dem King und Parker einiges. Übertroffen wird das nur noch vom Geschick seiner Witwe Priscilla und Tochter Lisa Marie, die aus dem Familiensitz Graceland in Memphis einen Fan-Pilgerort machten, der heute 10 Millionen Dollar pro Jahr umsetzt.

Tom Hanks als Colonel Tom Parker
Tom Hanks als Elvis‘ Manager Colonel Tom Parker (Copyright: Warner Bros, 2022)

Elvis Lifestyle

Zu Lebzeiten verdiente Elvis, trotz der heftigen 50% Managementgebühr, die ihm Parker abknöpfte, ein Vermögen. Der aus sehr armen Verhältnissen stammende Elvis überschüttete nicht nur seine innig geliebte Mutter, sondern auch Freunde und seine Familie mit Geschenken und Aufmerksamkeiten. Aber auch selbst war er immer am Gönnen: neben seiner Villa Graceland und anderen Immobilien kaufte er leidenschaftlich Autos, Fernseher, Schmuck, Waffen und schließlich nicht nur einen, sondern gleich zwei Privatjets. Auch wenn das Vermächtnis zum Zeitpunkt des Ablebens mit rund 20 Millionen Dollar heute kümmerlich wirkt, war das im Jahr 1977 wirklich sehr, sehr viel Geld.

Künstlerische Kontrolle

Obwohl Elvis Presley in seiner Laufbahn mehr als 600 Songs – davon 18 Nummer-1-Hits in den USA – aufgenommen hat, schrieb er keinen einzigen selbst. Was ihm aber dennoch niemand aus der Hand nehmen konnte, war die künstlerische Leitung der Arrangements. Im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern seiner Zeit und vor allem heute, hatte er immer das letzte Wort bei den Produktionen im Studio und auf der Bühne. Und das bei so unterschiedlichen Songs wie seinem Debüt „That’s Alright Mama“ bis zu spätem Bombast à la „Suspicious Minds“. Auch in späten Jahren, von Übergewicht und Herzproblemen geplagt, verlor Elvis weder live noch bei Aufnahmen nie die Kontrolle über seine unvergleichliche Stimme, wie auch in den letzten Minuten des Films mit Originalaufnahmen berührend gezeigt wird.

Alle Fakten und Interpretationen zusammengefasst: Baz Luhrman und Austin Butler beweisen mit dem Meisterwerk „ELVIS“ auch 45 Jahre nach dem Tod von Elvis Aaron Presley eines bombenfest „Elvis lives!“

ELVIS Film Plakat Copyright: Warner Bros, 2022
Copyright: Warner Bros, 2022