Hassbotschaften, Vorurteile, Gerüchte: Hass im Netz kann zahlreiche Formen annehmen und ist in sozialen Netzwerken allgegenwärtig. Mehr als die Hälfte aller Jugendlichen in Österreich sieht sich hasserfüllten Nachrichten gegenüber, wie eine Studie der ISPA (Internet Server Providers Austria) offenbart.
Als Netzbetreiber sind wir uns der Verantwortung eines offenen Internets bewusst und sind darum bemüht, einen digitalen Raum zu schaffen, der von Begegnungen auf Augenhöhe gekennzeichnet ist. Dafür haben wir 2022 unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen aktualisiert und fordern aktiv dazu auf, Hasspostings zu melden.
Was ist Hass im Netz?
Unter Hass im Netz lassen sich sämtliche diskriminierende, bedrohende wie auch ausgrenzende Aussagen, die sich sowohl an Einzelpersonen als auch an Gruppen richten können, zusammenfassen. Die Äußerungen können dabei schriftlicher, bildlicher oder auch animierter Natur sein und treten oftmals Kombination mit Falschinformationen in Erscheinung. Hasskommentare beziehen sich häufig auf Attribute wie die ethnische Zugehörigkeit, die Hautfarbe, die sexuelle Orientierung, das Alter oder die Religion.
Einzelne Personen nutzen dabei den digitalen Raum, um andere einzuschüchtern oder herabzusetzen – kurz: um Hass zu verbreiten. Viele Userinnen und User sehen das Internet als Chance, sich im Tal der Unsichtbarkeit niederzulassen, sind sich aber offensichtlich nicht bewusst, welch Schaden sie mit herabwürdigen Äußerungen bei ihren Mitmenschen anrichten.
Was macht Hass im Netz mit uns?
Betroffene von Hass im Netz werden oftmals jene Personen, die aufgrund eines tatsächlichen oder zugeschriebenen Merkmals einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden. Deshalb sehen sie sich häufig abwertenden oder ausgrenzenden Kommentaren gegenüber.
Traurige Konsequenz: Betroffene ziehen sich aus sozialen Netzwerken zurück und schweigen. Auf diese Weise geht ihre Perspektive verloren, was langfristig der Gesellschaft schadet und auch Auswirkungen auf die Meinungsvielfalt und die Demokratie mit sich bringt. Zudem können Hasskommentare bei den Betroffenen psychische wie physische Leiden auslösen, die oftmals zu Übelkeit, Antriebslosigkeit und Suizidabsichten führen.
Wieso fällt es einigen Personen so leicht, Hass im Netz zu verbreiten?
- Anonymität: Weil Nutzer:innen im Internet anonym bleiben können, sind sie eher bereit, hasserfüllte Aussagen zu tätigen.
- Entmenschlichung: Das Posten von Hasskommentaren fällt leichter, wenn kein direkter, persönlicher Kontakt zu anderen besteht.
- Unzufriedenheit und Machtgefühl: Viele Menschen sehen es als Genugtuung an, andere Personen kleinzumachen, um sich selbst groß zu fühlen. Eines ist aber klar: Die eigene Kerze wird nicht heller, wenn man die von jemand anderem ausbläst.
- Echokammern und Filterblasen: Die Frucht eines Hasskommentars gedeiht häufig auf dem Boden intensiver Emotionen, die durch persönliche Erlebnisse oder Berichterstattungen angetrieben werden. Gerade im Internet passiert es oftmals, dass wir uns in einer Filterblase wiederfinden, in der extreme Meinungen und polarisierende Inhalte angezeigt werden.
- (fehlende) Gesetze: In zahlreichen Nationen existieren keine gesetzlichen Schutzmechanismen gegen Hass im Netz, was die Problematik ungebremst verstärkt.
Was kann ich gegen Hass im Netz tun?
Hass im Netz betrifft uns alle. Schreite ein, wenn du siehst, wie Grenzen überschritten werden. Hasskommentare dürfen unter keinen Umständen zur Normalität werden. Zivilcourage impliziert auch, zu denen zu stehen, die sich nicht wehren können.
Melde herabwürdigende Aussagen entweder direkt auf der sozialen Plattform oder bei Meldestellen wie ZARA. Auch bei der Polizei Anzeige zu erstatten, ist eine Möglichkeit.
Setze Grenzen und sage aktiv, wenn sie überschritten wurden. Wer sich eloquent ausdrückt und stets seine Meinung kundtut, verschafft sich bei anderen Respekt.
Denke nach, bevor du einen Kommentar abgibst oder etwas postest. Selbst vermeintlich gut gemeinte Worte können im Internet, wo Gestik und Mimik wegfallen, zu Missverständnissen führen und andere verletzen.
Sich über Menschen oder Situationen aufzuregen, ist (meist) sinnlos – beide sind ohne deine Reaktion machtlos. Außerdem ist Liebe stets stärker als Hass. Achten wir alle auf eine wertschätzende Art, um so ein Netz ohne Hass zu erschaffen. Auch wenn dich dein Gegenüber verbal attackieren sollte, tust du gut daran, Ruhe zu bewahren und sachlich zu bleiben.
Magenta unterstützt ZARA
Der Verein ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit) engangiert sich intensiv im Kampf gegen Hass im Netz.
Meldestelle für Hass im Netz
ZARA betreibt eine Meldestelle, bei der Betroffene und Zeug:innen von Online-Hass Vorfälle melden können. Diese Meldestelle bietet kostenlose Unterstützung und Beratung, hilft bei der rechtlichen Verfolgung von Fällen und gibt praktische Tipps zum Umgang mit Hass im Netz.
Seit 2017 dokumentiert und analysiert der Verein Fälle von Hass im Netz, um ein umfassendes Bild der Situation zu gewinnen und auf dieser Grundlage Empfehlungen für politische und gesellschaftliche Maßnahmen zu formulieren.
Weiters bietet ZARA Workshops und Schulungen zum Thema an. Um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, arbeitet ZARA eng mit Medien, Politiker:innen und anderen Organisationen zusammen.
Die stärksten Motive
Der „GegenHassimNetz“-Bericht von ZARA zeigt ein deutliches Bild: Mit 46 % weisen nahezu die Hälfte aller Hasspostings einen rassistischen Hintergrund auf. Dahinter rangieren sexistische Äußerungen und verbale Attacken gegen Personen der LGBTQIA+ – Szene.
Auch Angriffe auf Personen mit Behinderung sind alles andere als eine Rarität.
Talk beim Presseclub Concordia
Dass Personen, die sich öffentlich im Netz präsentieren, den meisten Hass abbekommen, ist eine traurige Wahrheit. Umso wichtiger ist es, dass diese Menschen darüber sprechen, ihre Erfahrungen austauschen und einen Umgang mit der negativen Seite des Internets finden. Anfang Oktober 2023 hat der Presseclub Concordia erneut zum Talk „Was macht Hass im Netz mit uns – und was können wir gegen Hass im Netz tun?“ eingeladen.
Am Podium:
- Melisa Erkurt, Die Chefredaktion
- Marvin Teufl alias HicksMarvin, Influencer
- Caroline Kerschbaumer, Geschäftsführerin ZARA-Zivilcourage & Anti-Rassismus-Arbeit
- Philipp Maschl, ORF
- Moderation: Daniela Kraus, Presseclub Concordia
Das Video zum Nachschauen findest du auf YouTube.
In etwa 5 % der Internetnutzer:innen verbreiten Hass im Netz. Wir richten uns jedoch an die restlichen 95 % und sagen: Lasst uns zusammenhalten und gemeinsam für ein Netz einstehen, in dem wir respektvoll miteinander umgehen!