Im Alltag teilen Eltern (und mitunter auch Großeltern) gerne Fotos und Erlebnisse ihrer Kinder. Doch was passiert, wenn Kinderbilder und private Infos im Netz landen und für alle sichtbar sind? „Sharenting“ ist für viele Eltern, die soziale Medien nutzen, ganz normal. Doch es birgt Risiken. In diesem Ratgeber findest du die Definition von Sharenting, eine Übersicht der Gefahren und Tipps für einen besseren Umgang mit den persönlichen Daten deiner Kleinen.
Beim Sharenting teilen Eltern Fotos, Videos oder Informationen über ihre Kinder im Internet – beispielsweise auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok. Der Begriff „Sharenting“ setzt sich aus den englischen Wörtern „sharing“ (teilen) und „parenting“ (Elternschaft) zusammen.
Oft handelt es sich um Kinderfotos, Alltagsszenen oder besondere Familienmomente. Manche Inhalte zeigen die Kinder beim Spielen, Essen oder in privaten Situationen. Viele Papa- und Mama-Blogger betreiben Sharenting oder vermarkten ihre Kleinen als Kinderinfluencer:innen gezielt in sozialen Netzwerken.
Warum Eltern Kinderbilder und private Informationen teilen
In den meisten Fällen steckt hinter Sharenting kein böser Wille, sondern eher Stolz, Freude oder auch der Wunsch nach Austausch. Aber natürlich hat hier jede Mutter und jeder Vater eigene, ganz individuelle Beweggründe. Diese können je nach Plattform, Situation und persönlichen Zielen sehr verschieden sein und umfassen zum Beispiel …
- Stolz auf das eigene Kind:
Viele Eltern möchten besondere Momente mit ihrem Kind teilen, zum Beispiel den ersten Schultag oder ein gelungenes Kunstwerk. Sie empfinden es als schön, diese Erinnerungen mit anderen zu teilen.
- Kontaktpflege mit Familie und Freund:innen:
Gerade wenn Angehörige weiter weg wohnen, bieten Plattformen wie Instagram eine einfache Möglichkeit, am Leben des Kindes teilzuhaben.
- Austausch mit anderen Eltern:
Papa- und Mama-Blogger nutzen Sharenting, um Erfahrungen, Tipps und den Alltag mit Kindern sichtbar zu machen. Das kann helfen, sich verstanden zu fühlen und Unterstützung zu bekommen.
- Aufbau einer Online-Präsenz oder Community:
Manche Erwachsene möchten Reichweite aufbauen oder sich als Expert:in für Familienthemen positionieren. Kinderfotos und Einblicke ins Familienleben erzeugen dabei Aufmerksamkeit.
- Monetäre Interessen:
Im Fall von Kinderinfluencer:innen oder kommerziellen Papa- und Mama-Bloggern kann Sharenting Teil einer Einnahmequelle sein.
Risiken und Konsequenzen: Deshalb kann Sharenting gefährlich sein
Auch wenn Sharenting aus guten Absichten heraus entsteht, kann es für Kinder problematische Folgen haben. Viele Eltern machen sich beim Posten von Kinderbildern keine Gedanken über die Reichweite oder mögliche Nebenwirkungen. Denn das Internet ist nie ganz privat, selbst wenn du Beiträge nur mit Freund:innen teilst. Dadurch bringt Sharenting eine ganze Reihe von Risiken und Gefahren mit sich:
- Verlust der Privatsphäre des Kindes:
Kinder können nicht selbst entscheiden, welche Bilder oder Informationen von ihnen veröffentlicht werden. Diese Inhalte bleiben aber oft dauerhaft im Netz, auch wenn du sie später löschst. Was heute süß oder lustig wirkt, kann dem Kind später unangenehm oder peinlich sein.
- Missbrauch durch Dritte:
Fremde Personen können Kinderfotos kopieren und missbräuchlich verwenden. In manchen Fällen landen solche Bilder sogar auf problematischen Seiten oder Kriminelle nutzen sie. Das passiert oft unbemerkt und kann großen Schaden anrichten.
- Cybermobbing oder Hänseleien:
Bilder oder Videos, die ein Kind in einer ungewohnten, peinlichen oder verletzlichen Situation zeigen, können zu Ausgrenzung oder Spott führen – besonders wenn dein Kind älter wird und einen eigenen digitalen Fußabdruck hat.
- Unfreiwillige Rollenbilder und Druck:
Kinderinfluencer:innen können das Gefühl entwickeln, Erwartungen erfüllen oder sich ständig präsentieren zu müssen. Ein Kind sollte jedoch frei von solchen Anforderungen aufwachsen dürfen.
- Einschränkung der Persönlichkeitsrechte:
Mit jedem geteilten Kinderfoto entscheiden Erwachsene über das Bild, das andere vom Kind haben. Das widerspricht dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung und kann später zu Konflikten oder Vertrauensverlust in der Familie führen.
Rechtliche Hintergründe zur Veröffentlichung von Kinderbildern
In Österreich ist Sharenting rechtlich streng geregelt, insbesondere durch das Recht am eigenen Bild, das im Urheberrechtsgesetz (§ 78 UrhG) verankert ist. Es schützt jede Person vor einer Veröffentlichung ohne Zustimmung. Du darfst Fotos somit nicht verbreiten, wenn du damit schutzwürdige Interessen des Kindes verletzt. Das ist etwa bei peinlichen, entwürdigenden oder privaten Bildern der Fall. Bei Kindern unter 14 Jahren und fehlender Einsichts‑ und Urteilsfähigkeit musst du besonders zurückhaltend sein.
Außerdem zählen Kinderbilder nach der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) – in Österreich durch das Datenschutz-Anpassungsgesetz 2018 umgesetzt – zu den personenbezogenen Daten. Daher ist eine Veröffentlichung nur erlaubt, wenn ein berechtigtes Interesse vorliegt, die Privatsphäre gewahrt ist und keine kommerziellen Zwecke verfolgt werden. Aber keine Sorge: Fotos, die du nur innerhalb des Familienkreises über private WhatsApp‑Gruppen oder ähnliche nicht öffentliche Kanäle teilst, fallen in den Bereich der sogenannten „Haushaltsausnahme“ und sind rechtlich unbedenklich.
7 Tipps, wie du dein Kind beim Sharenting schützt
Kinderbilder im Netz zu veröffentlichen, ist also grundsätzlich erlaubt, allerdings nicht automatisch sinnvoll und vernünftig. Bedenke, dass du als Elternteil die Verantwortung dafür trägst, wie viel du von deinem Kind zeigst und wie gut es geschützt ist. Mit den folgenden Tipps kannst du dein Sharenting bewusster gestalten und die Privatsphäre deines Kindes wahren.
- Überlege dir genau, was du teilst!
Zeige keine Bilder, auf denen dein Kind nackt ist, weint oder sich in einer verletzlichen Situation befindet. Frage dich: Würde mein Kind dieses Bild in ein paar Jahren auch noch gut finden?
- Verzichte auf erkennbare Merkmale!
Vermeide, den vollen Namen, den Wohnort, die Schule oder andere persönliche Daten in Beiträgen zu erwähnen. Auch Kleidung mit Schul- oder Vereinslogo kann Rückschlüsse zulassen.
- Nutze Privatsphäre-Einstellungen!
Stelle dein Profil auf „privat“ und teile Inhalte nur mit Familie und ausgewählten Freund:innen. So behältst du die Kontrolle darüber, wer dein Kind sieht.
- Sprich mit deinem Kind über Inhalte!
Sobald dein Kind alt genug ist, entscheidet gemeinsam, welche Bilder ihr veröffentlicht. Das fördert das Vertrauen und die Medienkompetenz in der Erziehung.
- Verzichte auf Gesichtserkennung!
Viele Plattformen wie Instagram nutzen Funktionen, die Gesichter erkennen und automatisch mit Profilen verknüpfen können. Schalte solche Optionen unbedingt ab.
- Denk an die Zukunft!
Was heute harmlos wirkt, kann später im Netz zu Problemen führen. Handle im Zweifel immer im Interesse deines Kindes – auch wenn der Beitrag lustig oder beliebt sein könnte.
- Frag dich: Muss das wirklich online sein?
Oft reicht es, ein Bild im Familien-Chat zu teilen oder als Erinnerung für dich selbst zu speichern. Nicht alles, was geteilt werden kann, muss auch veröffentlicht werden.
| INFO: Medienkompetenz und Awareness als erster Schritt zu mehr Vorsicht Viele Eltern sind sich der Risiken und Gefahren von Sharenting nicht bewusst. Mit der Aktion „Nachricht von Ella“ möchten wir aufklären und Eltern dazu aufrufen, den Umgang mit den Daten ihrer Kinder zu überprüfen. Schau dir hier den Clip zur Aktion an. |