In einer Ära, in der Informationen blitzschnell verbreitet werden, verschwimmen die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion zusehends. Aus diesem Grund ist es in der heutigen Zeit wichtiger denn je, sich den Mechanismen hinter der Entstehung und Verbreitung von Fake News bewusst zu sein. Gleichzeitig gilt es aber auch, Strategien zu entwickeln, um Falschnachrichten entgegenzuwirken.
Was genau Fake News sind, welche Erscheinungsformen sie annehmen können und was du tun kannst, um dich vor Falschnachrichten zu schützen, erfährst du hier bei Magenta.
Was sind Fake News?
Unter Fake News sind Falschmeldungen oder irreführende Nachrichten zu verstehen, die vorwiegend im Internet verbreitet werden. Dabei kann es sich sowohl um Bilder oder Videos sowie um klassische Artikel in Form von Texten handeln. Meistens sind jedoch weniger frei erfundene Nachrichten das Problem. Viel öfter werden – bewusst wie auch unbewusst – wichtige Details weggelassen, um den Wahrheitsgehalt einer Nachricht zu verändern. Oftmals wird auch der Kontext angepasst, um ein anderes Bild von der Realität zu zeichnen.
Aufgrund der Informationsflut, der sich viele Internetnutzer:innen heutzutage gegenübersehen, ist es unverzichtbar, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und Falschnachrichten aufzudecken. Dazu gehört nicht nur die kritische Auseinandersetzung mit Nachrichten, sondern unter anderem auch das (Er-) Kennen von psychischen Wahrnehmungsfehlern, die häufig zur Entstehung beitragen.
Zahlreiche Erscheinungsformen
Selbst in der Wissenschaft ist die eindeutige Definition und Abgrenzung der Begriffe „Fehlinformation“, „Desinformation“ und „Fake News“ bis heute nicht ganz geklärt. Klar ist hingegen, dass Fake News viele Formen annehmen können. Folgende Phänomene sind unter Fake News anzusiedeln:
- absichtliche wie unabsichtliche Verbreitung von Falschinformationen
- irreführende Berichterstattung
- reißerische Schlagzeilen (=Clickbaits)
- Manipulation von Fotos
- Weglassen wichtiger Details
- Änderung des Kontexts
- bestimmte Formulierung von Botschaften, um für Verharmlosung oder Dramatisierung zu sorgen (=Framing)
Clickbaits: Unscheinbar, aber gefährlich
Unter Clickbaits versteht man spektakuläre Schlagzeilen, die Leser:innen auf eine Website – meist von Boulevardmedien – lenken sollen. Die Überschrift klingt also dramatisch, im Beitrag selbst ist davon nur mehr wenig über. Oftmals werden auch klassische Cliffhanger eingesetzt: Leser:innen sollen durch fesselnde Überschriften neugierig gemacht und zum Aufrufen der Seite animiert werden.
Das Ziel dabei ist, Klicks zu generieren und so die Werbeeinnahmen des Unternehmens zu steigern. Das Problem dabei? Viele Leute lesen nur die Überschrift, schenken ihr Glauben und geben die falsche, übertriebene Information weiter – sie werden damit selbst zum/zur Verbreiter:in von Fake News. Vor allem Boulevardmedien greifen oft auf Clickbaits zurück.
Welche Themen sind besonders häufig von Clickbait betroffen?
Prinzipiell können sämtliche Bereiche des Lebens dem Clickbait zum Opfer fallen, wobei folgende besonders häufig betroffen sind:
- Prominente: Sensationsüberschriften über Prominente, die in Skandalen betroffen sind (oder eben nicht?) ziehen oftmals die Aufmerksamkeit der Leserschaft auf sich.
- Katastrophen und Unglücke: Um ohnehin aufsehenerregende Ereignisse in ihrer Dramaturgie an die Spitze zu treiben und noch mehr Leser:innen anzulocken, werden Clickbaits oft in diesem Bereich eingesetzt.
- Wetter: Weil uns das Wetter alle betrifft und gerne darüber diskutiert wird, ist auch dieser Aspekt oft Opfer von Clickbaits in Boulevardmedien. Nahezu täglich findet man dramatische Überschriften in den Medien. „Warnstufe Rot: Hier steigt heute die Tornado-Gefahr“ oder „Hagel-Alarm – Gewitterzelle trifft uns mit voller Wucht“ sind nur zwei Beispiele, wie sie oft in Boulevardmedien zu lesen sind.
- Kurioses und Famoses: Reißerische Schlagzeilen über ungewöhnliche Phänomene oder skurille Geschichten haben ebenfalls eine starke Anziehungskraft.
- Trends und Gerüchte: Dramatische Überschriften über Entwicklungen in bestimmten Branchen sowie Gerüchte haben auch das Potential, Leser:innen anzuziehen und Klicks zu generieren.
Heimtückische Wahrnehmungsfehler
Oftmals unterlaufen uns im Zuge der Medienrezeption Denkfehler, ohne es zu realisieren. Beiträge in Medien zielen häufig darauf ab, unsere Gedankenströme in bestimmte Richtungen zu lenken, damit wir einen bestimmten Standpunkt entwickeln. Somit sollten wir es nicht bei der Hinterfragung von Meldungen belassen, sondern auch die Darstellung der Nachricht einer sorgfältigen Kontrolle unterziehen, um Fakten und Meldungen nüchtern betrachten zu können.
Gefangen in der Filterblase: Der Confirmation Bias
Im Internet ist es besonders leicht, sich mit Gleichgesinnten zu vereinen. Wir folgen Seiten, die unseren Interessen entsprechen und lesen Beiträge, die unsere Theorien bestärken. Bedeutet: Wir befinden uns in einer Filterblase mit Zeitgenossen, die ähnliche Meinungen haben. Meldungen, die das Gegenteil behaupten, werden ignoriert oder ausgefiltert.
Durch personalisierte Meldungen erscheinen gegenteilige Meinungen oft gar nicht erst in unserem Feed. Das ist gefährlich, denn Fakten hören nicht auf zu existieren, nur weil sie nicht gelesen werden.
Es lohnt sich also, unterschiedliche Medien zu rezipieren und für andere Sichtweisen offen zu sein.
Erfolgswahrscheinlichkeit überschätzen: Survivorship Bias
Beim Öffnen sozialer Medien sind Beiträge von Influencer:innen im Überfluss vorhanden. Ist es deshalb einfach, Bekanntheit zu erlangen? Nein. Denn niemand weiß, wie viele potenzielle Stars an den Herausforderungen gescheitert sind. Personen, die ihr Ziel verfehlt haben, berichten schließlich nicht über ihr Scheitern. Diese kognitive Verzerrung sorgt dafür, dass nur eine Seite der Medaille auf unserem Radar auftaucht. Wir schätzen somit die Anzahl der Erfolgreichen höher ein als jene der Gescheiterten.
Dasselbe gilt unter anderem für negative Meldungen und lässt sich auf viele Bereiche übertragen: Weil über positive Dinge nur äußerst selten berichtet wird, entsteht der Eindruck, dass die Welt größtenteils mit negativen Ereignissen konfrontiert wird. Dass positive Nachrichten nur selten zu Tage treten, bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass Negatives überwiegt.
Unterschiedliche Formulierungen, eine Botschaft: der Framing Effekt
Unter Framing-Effekt versteht man das Phänomen, dass verschiedene Formulierungen ein und derselben Botschaft den Leser bzw. die Leserin unterschiedlich beeinflussen. So klingt beispielsweise „Der Joghurt ist zu 80 % fettfrei“ deutlich positiver als „Der Joghurt enthält 20% Fett“, obwohl die Botschaft dieselbe ist.
Auch bei Gewinnspielen wird der Effekt deutlich. Wenn jedes zweite Los gewinnt, erscheint uns die Gewinnwahrscheinlichkeit höher, als wenn 50 % aller Lose verlieren. Die Botschaft ist jedoch gleich.
Zudem wird in Nachrichten oft mit Framing experimentiert, um Botschaften als harmloser oder dramatischer darzustellen. „33 % der Bevölkerung rauchen täglich“ erscheint besorgniserregender als „67 % der Menschen sind rauchfrei“.
Um also nicht dem Framing zum Opfer zu fallen, sollte man sich stets ein wenig Zeit nehmen, um die Kehrseite auszuformulieren.
Welche Auswirkungen können Fake News haben?
- Vertrauensverlust in die Medien: Werden Nachrichten oder Botschaften als unzuverlässig oder sogar manipulativ wahrgenommen, so leidet das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien.
- Politische Manipulation: Oftmals werden Falschnachrichten gezielt verbreitet, um politische Ziele zu verfolgen. Durch die Verbreitung von Fehlinformationen über Parteien und Kandidat:innen, kann der Wahlausgang erheblich beeinflusst werden, was sich wiederum in einem Vertrauensverlust der Bevölkerung in die Politik äußern kann.
- Spaltung der Gesellschaft: Weil Falschnachrichten Meinungsverschiedenheiten, die in einer Demokratie prinzipiell legitim sind, verstärken können, besteht die erhöhte Gefahr der Polarisierung sowie der Spaltung der Gesellschaft. Auch wenn man sich auf Grundlage von Falschinformationen eine Meinung bildet, die wiederum die Basis für eine darauffolgende Handlung darstellt, so nimmt dies einen direkten Einfluss auf die Gesellschaft und das tägliche Leben.
- Vertrauen in die Politik: Auch das Vertrauen der Bürger:innen in die Politik ist gefährdet. Das könnte wiederum zu einer Verdrossenheit gegenüber des politischen Systems wie auch einer Abwendung von der Staatsform führen.