Der stetige Ausbau der Bandbreiten – sowohl über Leitungen als auch Mobilfunk – hat in den letzten Jahren die Art des Medienkonsums bleibend verändert. Es werden immer weniger Filme auf DVD oder Bluray gekauft. Der Absatz ist zwischen 2013 und 2020 um rund ein Drittel gesunken. Die Anzahl der Kund*innen im DVD/Blu-ray-Kaufmarkt sank bis 2019 sogar knapp um die Hälfte. Warum auch daheim Discs horten, wenn Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime, Disney+ oder Sky ein riesiges Angebot an Filmen und Serien bereitstellen? Dank Glasfaser und/oder 5G-Mobilfunk ist Streaming in 4K-Qualität kein Problem mehr. Und darum rückt auch Cloud Gaming immer mehr in den Fokus. Wir haben uns die populärsten Plattformen angesehen und die Vor- und Nachteile kritisch abgewogen. Ist Cloud Gaming die Zukunft der Zocker? Hier die Fakten!
Das Prinzip Cloud Gaming
Cloud Gaming lässt sich im Prinzip sehr gut mit Video-Streaming vergleichen. Irgendwo auf einem Server (also in der Cloud) liegt eine Videodatei, die aufgerufen und abgespielt werden kann. Dabei ist die verfügbare Bandbreite der einzig limitierende Faktor, was die höchstmögliche Qualität betrifft. Es reichen schon ungefähr 25 Mbit/s aus, um in 4K UHD zu streamen. Das sind also bereits herkömmliche und günstige 4G-Tarife. Für Cloud Gaming allerdings kann das zu wenig sein! Denn anders als beim passiven Ansehen von Videos werden gleichzeitig laufend Steuerbefehle von Controller, Maus, Tastatur usw. in die andere Richtung übertragen. Obwohl dies keine großen Datenmengen sind, ist hier eines entscheidend: die Latenz. So nennt man die Verzögerung von der Eingabe bis zur tatsächlichen Reaktion der Applikation. Mobilfunk kann nämlich gerade in Ballungsräumen und zu Stoßzeiten mitunter zu hohe Latenzen und/oder eingeschränkte Bandbreiten mit sich bringen. Das trübt dann das Spielvergnügen.
Glasfaserleitung auf die Wunschliste
Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts sollten bei Ego-Shootern und anderen First-Person-Spielen Verzögerungen unter 0,1 Sekunden auftreten. Bei der Third-Person-Perspektive von Sportspielen gilt eine halbe Sekunde noch als spielbar. Und bei Strategie- und anderen omnipräsenten Spielen sogar ein bis zwei Sekunden. Und hier trennt sich die Spreu vom Weizen: die klar beste Lösung ist die Glasfaserleitung, idealerweise gleich FTTH (Fibre-To-The-Home) für Cloud Gaming. Mit Latenzen im Millisekundenbereich und gleichzeitig Bandbreiten von bis zu 1.000 Mbit/s ist kein Unterschied zum Game auf einer stationären Konsole spürbar, sofern man weitere Aspekte rund um Spieleserver und Hardware auch bedacht hat.
Die Luxus-Variante
Schon lange etabliert und quasi der Rolls-Royce unter den Cloud-Gaming-Anbietern sind die Konsolen-Platzhirschen Sony und Microsoft. Mit ihren Services PlayStation Now und Xbox Game Pass bieten die beiden passend zu ihren Konsolen umfangreiche Angebote auf Abo-Basis. Diese sind punkto Qualität und Quantität sicher das Nonplusultra für anspruchsvolle Gamer*innen. Bereits ab 5 Euro pro Monat sind hier unterschiedliche Pakete verfügbar, mit denen man laufend Zugriff auf hunderte aktuelle und klassische Spiele hat. Für viele davon ist mitunter nicht mal der Besitz einer der recht kostspieligen Konsolen nötig. Denn es gibt auch zahlreiche Titel, die sich auch auf einem handelsüblichen PC oder Laptop spielen lassen! Auch das Downloaden kompletter Titel ist bei ausgesuchten Spielen möglich. Diese können dann auch ohne Internetverbindung gespielt werden.
Die ausgewogene Mitte
Wer weder in eine Konsole noch einen PC investieren will, sondern mit TV-Gerät und Smartphone oder Tablet sein Auslangen findet, ist mit der von Google betriebenen Plattform Stadia gut beraten. Es ist nur das Abo für rund 10 Euro im Monat erforderlich. Schon kann man mit hunderten hochqualitativen Titeln loslegen! Wer es gerne großformatig mag, kann auch mittels am TV angeschlossenen Chromecast und zusätzlichem Controller um kleines Geld echtes Konsolenfeeling erleben. Google Stadia ist aber ein reiner Cloud Gaming-Dienst und erfordert daher eine ständige Internetverbindung, offline zocken ist hier nicht möglich.
Cloud Gaming als Streamer-Boni
Netflix- oder Amazon Prime-Abo ist schon vorhanden? Glückwunsch, denn dann gibt es seit kurzem ohne Aufpreis auch ein inkludiertes Cloud Gaming-Angebot! Via App gibt es bei Netflix eine Handvoll drolliger Casual-Games, die heruntergeladen und auch offline gespielt werden können. Das ist vorläufig noch sehr überschaubar, aber durchaus ausbaufähig und als nettes Add-On auch für Nicht-Zocker durchaus reizvoll.
Einen deutlich anderen Weg geht Amazon Prime Gaming. Inhaber eines Prime-Accounts bekommen eine kleine Auswahl an hochwertigen Games, die man auf dem Windows-PC zocken kann. Via Prime werden zudem regelmäßig und ohne zusätzliche Kosten tolle Zusatzinhalte für echte Premium-Titel auf PC oder Konsole ausgeschüttet. Das reicht von virtueller Währung über Skins bis zu zusätzlichen Spielinhalten. Für leidenschaftliche Gamer*innen ein echter Segen!
Streaming-Anbieter werden Angebot zukünftig ausbauen
Cloud Gaming bietet für jede Person etwas, vom Hardcore-Zocker bis zur Casual Gamerin. Die Kosten dafür bleiben in jedem Fall sehr überschaubar. Je nach Anspruch und Verfügbarkeit von Hardware und Internetanbindung gibt es schon um den Preis einer Frühstücksjause einen ganzen Monat lang sehr viel Content. Im Auge behalten muss man auf jeden Fall die Streaming-Anbieter. Denn diese erweitern ihr Angebot bestimmt über die nächsten Monate und Jahre massiv. Bestehende Abonnent*innen erhalten dann für (aktuell noch) null Mehrkosten viel Zerstreuung.