„Erkläre mir und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich tun und ich verstehe“, hat der chinesische Philosoph Konfuzius vor sehr langer Zeit schon gesagt. Dabei hat er ganz sicher nicht geahnt, dass diese Aussage durch die Corona-Krise im Bildungssystem an neuer Bedeutung gewinnt. Der zwangsläufige Wandel hat den Bildungssektor in relativ kurzer Zeit vor neue Herausforderungen gestellt. Dazu zählt beispielsweise die didaktischen Ansprüche in einen neuen Kontext zu setzen. Lernprozesse mussten auf Distance Learning angepasst, die gewohnten Lern- und Lehrstrukturen neu interpretiert und auf digitale Medien abgestimmt werden. Problemlösung als Skill hat auf neue Weise im Höchsttempo Einzug in den Schulalltag von SchülerInnen und auch Lehrenden genommen. Denn auch wenn unser tägliches Leben in erster Linie durch Routineabläufe bestimmt ist, werden wir regelmäßig mit unerwarteten Situationen und Hürden konfrontiert.

Problemlösung beschreibt die Fähigkeit, auch in unerwarteten bzw. unbekannten Situationen zielorientert handeln zu können. Probleme und Herausforderungen sind Teil des Schul- und Arbeitsalltages. Demzufolge gewinnt Problemlösungskompetenz immer mehr an Bedeutung im 21. Jahrhundert.

Problemlösung als Skill ist ein Prozess

Um ein Problem zu lösen, gilt es sich nicht nur an oberflächlichen Symptomen abzuarbeiten, sondern deren Ursprung zu erforschen. Dies ist keine einzelne Entscheidung, sondern vielmehr ein Prozess. Die systematische Auseinandersetzung mit Herausforderungen läuft dabei meist so ab: Zuerst muss man das Problem identifizieren und hinterfragen, also analysieren. Dies kann Kreativität und Mut zu unkonventionellen Überlegungen einschließen. Ist das Problem erkannt und hat man sich für einen Lösungsweg entschieden, gilt es diesen umzusetzen. Abschließend kann man die Lösung diskutieren und auf Standhaftigkeit prüfen.

Die SchülerInnen nehmen also beim Distance Learning selbst die Rolle junger ForscherInnen ein und probieren auf unterschiedliche Weise Fortschritte zu erzielen. Selbständige Recherche im Internet, das Ansehen von Lernvideos oder die gegenseite Hilfe zwischen KollegInnen sind Beispiele wie Problemlösung aussehen kann. Für das spätere Arbeitsleben der SchülerInnen bedeutet dies Schwierigkeiten schnell zu erkennen, sofort darauf zu reagieren und adäquate Lösungen zu probieren.

Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Teamfähigkeit

Die Kompetenz der Problemlösung beschreibt bei genauerer Betrachtung eigentlich ein Bündel an Fähigkeiten. Kinder und Jugendliche lernen dabei Selbstständigkeit, Eigenverantwortung oder Teamfähigkeit. Richtig gemacht, kann Distance Learning also die Problemlösungskompetenz fördern. Schule versteht sich in der Hinsicht nicht mehr als das Erlernen von Informationen, sondern als das Erarbeiten von Wissen sowie dessen kreative und selbständige Anwendung in neuen Situationen.

Wenn man im Schullalltag grundsätzlich Problemlösung fördern möchte, dann kommt man um den autodidaktischen Zugang zukünftig nicht vorbei. Wie das traditionelle Schulsystem beim Lernen hemmt, hat erst kürzlich eine Studie in Deutschland aufgzeigt: Schule motiviert nicht ausreichend zum Lernen. Wie diese andere Art des Lernens, wenn man SchülerInnen mehr Verantwortung gibt, richtig aussehen kann, erklärt OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher anhand eines Schulexperiments in Portugal. Denn das selbständige Erarbeiten von Wissen und dessen eigenverantwortlicher Einsatz ist eine wichtige Fähigkeit einer Informations- und Wissensgesellschaft.