Die Reaktionen der Kinder auf die Schulschließungen im Rahmen der Corona-Regelungen fielen höchst unterschiedlich aus. Manche freuten sich, während andere regelrecht traurig waren. Grund dafür war natürlich nicht nur die Schule selbst oder der mehr oder weniger ausgeprägte Wunsch zu lernen. Schule bedeutet auch, die Freundinnen und Freunde zu sehen. Dieser Sozialkontakt, der mit Schule verbunden wird, spielt auch für das Gelingen von Distance Learning eine entscheidende Rolle.

Auch den Lehrkräften fehlt Sozialkontakt

Und so ist es nicht weiter überraschend, dass auch LehrerInnen, wenn sie über ihre Erfahrungen während des Lockdowns sprechen, immer wieder auf das Fehlen eben dieses Sozialkontakts zurückkommen. Neben der technischen Ausstattung und dem Anpassen der didaktischen Methoden auf die neuen Unterrichtsformen ist es für den Lernerfolg nämlich durchaus entscheidend, wie das Miteinander aussieht. Es mag zwar LehrerInnen manchmal abgesprochen werden, doch letztlich ist dieser Ausdruck des Vermissens auch Ausdruck der Empathie, die sie den Kindern entgegen bringen.

Mimik und Gestik zentral für Kommunikation und Lernsituation

Doch welche Möglichkeiten haben LehrerInnen, um Sozialkontakt herzustellen? Wie können sie ihre Schülerinnen und Schüler abholen und auf diese individuell eingehen? LehrerInnen haben in der Lernsituation die Aufgabe, individuell auf die Kinder einzugehen. Erfahrene Lehrkräfte sehen an der Haltung oder Mimik eines Kindes nicht nur, wie es ihm in einer Situation etwa mit neuem Lernstoff geht, sondern auch, wenn nicht schulische Themen ein Kind beschäftigen. Saskia ist so ein Kind. Schon im Kindergarten neigte sie in für sie schwierigen Situationen mitunter zu überzogenen, manchmal auch aggressiven Reaktionen. Ihre Lehrerin in den ersten beiden Volksschuljahren konnte ihr hier nicht helfen. Nach einem Schulwechsel kam Saskia zu einer erfahrenen Lehrerin. Diese erkannte Saskias Gemütszustand meist früh. Sie reagierte und half ihr schon, bevor die Situation weiter eskalierte. Dieser Sozialkontakt und die Kommunikation zwischen Lehrenden und SchülerInnen ist demnach entscheidend für den Lernerfolg.

Soziale Komponente laut Forschern entscheidend

Unter dem Schlagwort eCollaboration beschäftigt sich die Wissenschaft mit der Frage, wie Zusammenarbeit in Teams trotz geografischer Distanz gelingen kann. Im Allgemeinen sind Sozialkontakt und Kommunikation in virtuellen Räumen notwendig und müssen hergestellt werden. Diese Aspekte sollten jedoch aufgrund des virtuellen Settings angepasst werden. Man kann diese auf keinen Fall eins zu eins von der gewohnten face-to-face Kommunikation übernehmen. Und einen Vorteil haben Lehrende und SchülerInnen: Wissenschaftlich belegt ist auch, dass die Zusammenarbeit in virtuellen Teams besser klappt, wenn man sich schon einmal persönlich getroffen und kennengelernt hat. Fragen, wie beispielsweise das Miteinander am besten virtuell klappt, werden bestimmt auch aufgrund der Zunahme an Home Office in Unternehmen sowie Distance Learning im Schulalltag zukünftig noch an Bedeutung gewinnen.

Sozialkontakt eine Frage der Ressourcen bei Lehrenden

Auch im Distance Learning können Lehrkräfte grundsätzlich individuell auf Kinder eingehen und den Sozialkontakt herstellen. Nachrichten und E-Mails könnte man nicht auf die Erledigung von Aufgaben hin lesen, sondern auch um mitzubekommen, wie es dem Kind gerade geht. In Videokonferenzen kann man zudem als Lehrkraft Blicke und Gesten sehen. Auf diese kann man später einzeln eingehen. Inwiefern LehrerInnen den Sozialkontakt mit den genannten Aspekten im Zuge von Distance Learning gestalten können, ist letztlich eine Frage der zur Verfügung stehenden – auch zeitlichen – Ressourcen. Eine Videokonferenz zu organisieren und Inhalte interaktiv online zu erlernen erfordert ausreichend Vorbereitungszeit als auch didaktisches und technisches Know-how. Distance Learning ist gerade dahingehend eine besondere Herausforderung. Die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte sollte dieser in Zukunft begegnen.