Unternehmen setzen nun aufgrund von Coronavirus auf Home Office. Aber auch der Unterricht findet in nächster Zeit verstärkt online statt. Diese Form bezeichnet die Pädagogik als Distance Learning. Mit diesen Tipps zu Kommunikation, Hardware und Didaktik holen SchülerInnen als auch Lehrende das Beste aus der Lernsituation heraus.

Digital Natives? Give me a break!

So etwas wie Digital Natives gibt es nicht mehr gibt. Diese Annahme ist mittlerweile unumstritten. Denn junge Menschen sind nicht automatisch digitale Pros und ältere Generationen nicht automatisch die digitalen Rookies. Viele SchülerInnen haben jedoch mittlerweile ein enormes Fachwissen über Apps und digitale Phänomene. Dazu zählen beispielweise InfluencerInnen, BloggerInnen, Memes etc. Und LehrerInnen sind ExpertInnen des Unterrichts. Arbeitet man darum im Distance Learning konstruktiv zusammen, dann profitieren beide Seiten enorm.

Digitale Netiquette als Muss beim Distance Learning

Sie ist eine der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts. Für alle gilt: Man begegnet einander mit der gleichen respektvollen Sprache wie im „echten“ Leben. #hatespeech, #dissen, #flamen und #pranken etc. sind darum tabu. Selbstverständlich hat Kommunikation auf digitalen Ebenen ihre Besonderheiten. Tolle Infos gibt’s z.B. bei www.saferinternet.at. Wichtig für Lehrende: Eine Lernplattform muss man diskursiv beim Distance Learning begleiten. Nur so ist sie zielführend und wird nicht vereinsamen.

Gut Ding braucht Weile

Online-Unterricht ist auf gar keinen Fall etwas Besonderes oder etwas Spezielles. Es sollte eigentlich mittlerweile Teil der Unterrichtskultur sein. Alle Beteiligten (also LehrerInnen, Schulleitungen, Eltern etc.) brauchen ein wenig Zeit, sich in die Materie einzuarbeiten. Denn eine gute Online-Stunde braucht einiges an Vorbereitung. Viele LehrerInnen haben aber ohnehin schon eine Menge Skills im Distance Learning.

Don’t be a fool – use a good tool

Natürlich braucht es die passende Anwendung, damit man den digitalen Lernraum optimal nutzen kann. Damit man eine Anwendung beim Distance Learning einsetzen kann, sollte sie folgendes erfüllen:

  • DSGVO-konform
  • Im Idealfall kostenlos bzw. preiswert
  • Didaktisch-vielseitig (d. h. Gruppenübungen, Quizze, Foren, Glossare, Mindmaps, Videochats etc.)
  • Einfach in der Handhabe
  • Plattformübergreifend (nutzbar mit jedem Endgerät und Betriebssystem wie iOS und Android)

Mögliche Anwendungen für Distance Learning sind:

Hardware-Check für Distance Learning

Je nach Gestaltung braucht man für den Unterricht mit Distance Learning

  • ein Endgerät (Laptop, PC, Tablet, Handy),
  • ein Headset und
  • eine Webcam (in den meisten Geräten integriert).

Kein „Scroll of Death“

Das Aneinanderreihen bzw. Hochladen von Dokumenten muss außerdem strukturiert erfolgen. Denn eine Lernplattform ist keine Word-Wäscheleine. Beim Durch- oder Runterscrollen kann man sich sonst leicht verirren. Die Plattform des Distance Learnings sollte man darum klar durch Ordner, Verzeichnisse und Symbole strukturieren.

Drop it like it’s hot

Digitale Materialien kann man grundsätzlich leicht zur Verfügung stellen. Deshalb ist es enorm wichtig, dass man ein Ablagesystem bereit hat. Folgendermaßen bieten sich z.B. Anwendung wie OneNote, Evernote, Dropbox, Google Drive etc. an. Denn mit diesen kann man Dokumente dann speichern und nach bestimmten Schlagwörtern und Begriffen wieder einfach finden. Außerdem hat man im Idealfall Zugriff auf diese Dokumente von allen Geräten aus. Aber vorher sollte man noch auf alle Fälle die Datenschutzrichtlinien der Anwendung prüfen.

Wer knackt den Highscore?

Lernfortschritte sollen natürlich auch sichtbar bzw. überprüfbar sein. Viele Lernplattformen (wie z.B. Moodle) ermöglichen auch interaktive Quizformate (mit motivationalem Mini-Game-Based-Learning-Charakter). Denn so kann man beispielsweise den Wissensstand der SchülerInnen mit Punkten und Highscores beim Distance Learning überprüfen. Das Wichtigste daran: Dadurch kann man mit Mindmaps, Bilderwörterbüchern und Collagen kollaborativ lernen.

Methodenmix beim Distance Learning – der Smoothie-Ansatz

Ein guter und gehaltvoller Smoothie beinhaltet viele unterschiedliche Zutaten mit unterschiedlichen Wirkstoffen. Bekanntermaßen sollte man also auch das Design einer Online-Phase so gestalten. Denn der gezielte, zielgruppenadäquate Einsatz der richtigen Methoden bzw. Zutaten macht den perfekten, abwechslungsreichen Smoothie. Der richtige Mix macht es letztendlich beim Distance Learning aus!

Das Rad nicht neu erfinden

Selbstverständlich sind diese Tipps nicht immer ganz so leicht in der Umsetzung. Hier braucht man dann als Lehrkraft möglicherweise Unterstützung aus dem Kollegium. Folgende Links helfen beim Einstieg für Lehrende:

Auch Twitter hilft bei der Vorbereitung des Online-Unterrichts. Denn wenn man z.B. den Hashtag #DistanceLearning eingibt, wartet großartiges Unterrichtsmaterial.

Get the party started

Zudem startet man am besten die Einheit des Distance Learning mit einem kontroversiellen Text oder Video. Denn so weckt man das Interesse und die diskursive Bereitschaft!

Weniger ist oft mehr beim Distance Learning

Denn die Aufmerksamkeitsspanne im Online-Setting beim Distance Learning ist oftmals viel niedriger als im Präsenzunterricht. Daher eigenen sich kürzere Texte, Videos oder Audios besser.

Diese Tipps entstanden in Zusammenarbeit mit Thomas Strasser. Er ist Hochschulprofessor für technologieunterstütztes Lehren und Lernen & Fremdsprachendidaktik an der Pädagogischen Hochschule Wien.
thomas.strasser@phwien.ac.at
@thomas.strasser
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